Das Brot teilen

Das Brot teilen

Ob etwas Gutes bleibt, weiß ich noch nicht wirklich. Zur Zeit sind mehr Fragen da. Getragen haben mich gerade in der Zeit des Stillstands die vielen Angebote an Gottesdiensten, Gebetszeiten im Internet, die offenen Kirchen. Ich war nicht allein.

»In der Karwoche verteilte ich dann mein Brot auch
an andere Nachbarn. Jeder empfand das als
etwas ganz Besonderes, was einfach gut tat.«

Genervt haben mich die ganzen Hamsterkäufe. Das war für mich auch nicht nachvollziehbar, hab mich auch zunächst wenig darum gekümmert. Schwierig wurde es dann aber als erst das Mehl, dann die Hefe ausverkauft war. Ich backe seit Jahren mein Brot selbst. Neben dem Sauerteig brauche ich auch etwas Hefe. Ein paar Würfel Hefe hab ich noch bekommen und eingefroren, aber Hefe gibt es generell nur in kleinen Mengen im Laden. Also hab ich angefangen, nach Alternativen zu suchen und mein erstes Hefewasser angesetzt. Hefewasser braucht es warm, nachts ist meine Wohnung zu kalt, extra heizen wollte ich aber nicht. Meine Nachbarin hat mir dann angeboten, das Hefewasser nachts vor ihre Wohnzimmerheizung zu stellen. Abends hab ich es herübergebracht, morgens wieder abgeholt. Daraus entwickelte sich ein schöner Kontakt, dem Hefewasser hat es auch gut getan.

Mit Hefewasser backen ist anders aber nicht schwer. Probleme gab es aber als ich es zusammen mit meinem Sauerteig verwenden wollte. Das wurde nichts. Also ging die Suche weiter nach einem reinen Sauerteigbrot, irgendwie muss ich das ja auch mal schaffen. Mit meinem Hefewasser habe ich dann einen neuen Sauerteig angesetzt. So hatte ich die Hefe direkt im Sauerteig. Die ersten Brote sind nicht genug aufgegangen, aber schnell hatte ich den Dreh raus. Meine Nachbarin hat fleißig jeden Versuch probiert und beurteilt. Sie riecht immer schon im Treppenhaus, wenn ich Brot backe. Gerne holt sie sich mal eine Scheibe Brot. In der Karwoche verteilte ich dann mein Brot auch an andere Nachbarn. Jeder empfand das als etwas ganz Besonderes, was einfach gut tat.

Übung macht den Meister, Zeit hatte ich ja genug. Neben dem Hefewasser gibt es inzwischen Sauerteige mit Roggen und Weizen. Das Hefewasser ist für Kuchen, der Sauerteig fürs Brot. Das Problem mit der Wärme habe ich dank eines Tipps in einem Brotback-Video auch im Griff. Das Hefewasser oder den Sauerteigansatz stelle ich jetzt in eine alte Holzkiste, Wärmflasche daneben, Decke drauf und es wird mollig warm.

Im Moment trockne ich meine Sauerteige, dann kann ich sie gut weiter geben, auch verschicken. Ich möchte sie gerne teilen. Auch Brot gebe ich gerne weiter. Brombeermarmelade vom letzten Sommer steht auch noch im Schrank. Es ist etwas ganz Einfaches aber gleichzeitig für viele etwas Besonderes. Es ist gut eine Aufgabe zu haben, kreativ zu sein, etwas teilen zu können. Und gutes Brot ist sehr wichtig.

Anneliese Mauve, Hamburg-Rahlstedt