Alle fünfe gerade sein lassen

Alle fünfe gerade sein lassen

Ich helfe schon viele Jahre lang hilfsbedürftigen Menschen bei ihren Problemen. Die Probleme und Sorgen nehmen auch keine Rücksicht auf Corona. Bei meiner ehrenamtlichen Arbeit hat sich wegen Corona nichts geändert, außer, dass ich die vorgeschriebenen, bekannten Vorsichtsmaßnahmen einhalte.

Ich habe aber festgestellt, dass in der „Corona-Zeit“ der Umgang der Menschen untereinander menschlicher und rücksichtsvoller geworden ist. Insbesondere möchte ich hier auch die Behörden und öffentliche Stellen miteinbeziehen: Sie lassen alle fünfe auch mal gerade sein und trotzdem wird absolut korrekt gearbeitet.

»Bleibt festzustellen, dass, um das Problem zu lösen, eine Schlachterei,
ein Lebensmittelunternehmen, das Sozialamt und der Ämterlotse
vorbildlich zusammengearbeitet habe.«

Ich wünsche mir, dass das in Zukunft so bleibt. Ich habe eine Menge an Corona-Geschichten zu erzählen. Aus meiner langen Liste habe ich einen Fall vom Gründonnerstag herausgesucht: Es meldete sich ein Mann im Pfarrbüro und klagte, dass er nur noch eine Dose Ravioli zum Essen habe und kein Geld hätte sich für Karfreitag und Ostern etwas zum Essen zu kaufen. Eine Prüfung meinerseits ergab, dass das Sozialamt schon geschlossen hatte und die Tafel auch nicht geöffnet war. Zunächst konnte ich der Person eine kostenlose, warme Mahlzeit mit Nachtisch von einer Schlachterei vor Ort organisieren.

Nach zwei Anrufen hatte ich einen Lebensmittelgutschein geordert, sodass die Person über die Feiertage nicht hungern musste. Nach Ostern konnte die Person, dank meiner Hilfe, mit vollständig ausgefüllten Formularen und Ankündigung durch mich, das Sozialamt aufsuchen (ohne Termin!!) und um eine Abschlagszahlung auf seine, ihm zustehende Leistung, bitten.

Bleibt festzustellen, dass, um das Problem zu lösen, eine Schlachterei, ein Lebensmittelunternehmen, das Sozialamt und der Ämterlotse vorbildlich zusammengearbeitet habe. Nach dem Motto von Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Edwin Fey, Niebüll