Wenige Tage nach dem sogenannten Lockdown, sprach mich meine Nachbarin an. Sie bat mich, drei Briefe für sie im nahegelegenen Pflegeheim abzugeben. Sie ist nicht gut zu Fuß. Die Briefe hatte sie an drei Menschen geschrieben, die sie nicht kannte. Die Verteilung sollte über die Pflegeleitung erfolgen und drei Menschen, die jetzt besonders einsam waren, erfreuen. Es entwickelten sich daraus zwei „Brieffreundschaften“. Mittlerweile sprechen sie sich mit dem Vornamen an und sie erzählen sich gegenseitig etwas aus dem Leben.
»Die Briefe hatte sie an drei Menschen geschrieben,
die sie nicht kannte. […] Es entwickelten sich daraus
zwei ‚Brieffreundschaften‘.«
Ich bekam jetzt auch Lust, etwas dergleichen zu tun. Briefe an Unbekannte schreiben, ist aber nichts für mich. Ich telefoniere lieber. Also habe ich mir die Namen und Telefonnummern ehemaliger Kolleginnen und Kollegen herausgesucht. Vor vielen, vielen Jahren hatte ich einen Chef, der mittlerweile über 80 Jahre alt sein musste. Die Telefonnummer stimmte noch. Wir haben beim ersten Kontakt über eine Stunde telefoniert – über Corona gesprochen, die letzten Jahre und natürlich auch über die gemeinsame Vergangenheit. Mittlerweile telefonieren wir etwa alle zwei Wochen miteinander. Meine ehemalige Sekretärin habe ich auch erreicht. Es sind spannende Gespräche und liebevolle Kontakte gegen die Einsamkeit. Und es wird weitergehen. Ich habe noch mehr Namen und Telefonnummern …
Thomas Hoffmann