Ich arbeite in einem Sozialkaufhaus und seit dem 20.04.2020 stehe ich am Eingang und leite die Kunden, die unser Sozialkaufhaus betreten wollen, auf den richtigen Weg. Denn wir haben eine Einbahnstraße eingerichtet, welche verhindern soll, dass die Menschen sich zu nahe kommen. Auf das Desinfektionsmittel und das Tragen des Mund- und Nasenschutzes hinzuweisen, gehörte ebenfalls zu meinem Aufgabenbereich.
Netter Klönschnack, ab und zu einen Witz machen, war leicht. Deeskalation, wenn es Probleme mit Kunden gab, die zum Beispiel keine Maske tragen wollten, war dahingegen ein anderes Ding. Bei den meisten stieß ich jedoch auf Verständnis, aber für einige war ich der Staatsfeind Nummer 1. Ich wurde beschimpft, beleidigt und zum Teil körperlich bedroht. Andere fingen an unsere Waren und Einrichtungsgegenstände zu beschädigen. Mein Chef kam irgendwann zu mir und lobte mich, da ich höflich und freundlich und wenn es darauf ankam auch mit einem bestimmten Auftreten glänzen konnte.
»Eine Kundin kam nach ihrem Einkauf direkt auf mich zu und sagte
mir, dass ich der freundlichste, höflichste und lustigste
Sicherheitsmann wäre, den sie jemals in einem Kaufhaus erlebt hätte.«
Komme ich nun zu dem positivsten Erlebnis meiner Karriere als Ordner an der Eingangstür. Ich begrüße alle Kunden mit einem freundlich „Moin“, wenn die Kunden gut aufgelegt sind, ist es ein leichtes für mich auch mit ihnen ein kleines Schauspiel zu veranstalten. Dann wird auch mal ein Witz erzählt. Beim Verlassen kommt dann meist von mir „einen schönen Tag noch“, oder – je nach dem – „ein schönes Wochenende“. Eine Kundin kam nach ihrem Einkauf direkt auf mich zu und sagte mir, dass ich der freundlichste, höflichste und lustigste Sicherheitsmann wäre, den sie jemals in einem Kaufhaus erlebt hätte. Ich sollte niemals meinen Humor verlieren und so weiter machen.
Mit vielen Kunden bin ich per Du in dieser kurzen Zeit geworden und es ist ein freundliches, fast familiäres Verhältnis daraus entstanden. Aber wie sang Heinz Rühmann noch in seinem Lied „Der Clown“: Der Clown, der Clown ist immer lustig anzuschauen, doch niemanden ließ der Clown, der Clown in sein Herz hineinschauen.
Jörn Schinmeyer, Eutin