Ostersonntag habe ich „heimlich“ mein geliebtes Kajak aus seiner Zwangsquarantäne im Bootshaus befreit und bin Osterdienstag glücklich und zufrieden in meinem Heimatrevier paddeln gegangen. Individuell war es ja erlaubt seinen Sport auszuüben. Während einer kurzen Pause fiel unglücklicherweise mein Handy ins Wasser und schien unwiederbringlich verloren. Und da ich vergessen hatte es in die übliche, wasserdichte Tasche zu tun, war es eh hin, dachte ich. Der Ärger über mich selbst war groß. So etwas ist mir in all den Jahren noch nie passiert.
Eine Woche später habe ich es – an einem sonnenklaren Tag – auf dem Grund wiederentdeckt. Ich traute meinen Augen kaum. Dank eines wagemutigen Freundes, der 12!! Tage später – selbstlos und unter Wahrung aller Abstandsregeln – im frühlingskalten Wasser danach getaucht ist, konnte es tatsächlich geborgen werden. Nach drei Tagen im Reisbad auf der Heizung, ließ es sich wieder einschalten und funktioniert ohne Einschränkungen bis heute einwandfrei. Auf Grund der vollständigen, coronabedingten Einstellung der Fahrgastschifffahrt, war das Wasser so klar, wie ich es dort noch nie gesehen habe. Man konnte ganz neu entdecken, wie lebendig dieser Fluss ist. Und dadurch wurde das Handy auch nicht unter dem durch die Schiffe aufgewirbelten Schlick auf dem Grund vergraben. Zu normalen Zeiten wäre es für immer verloren gewesen.
»Das Leben, so wie wir es bisher kannten, was wir scheinbar
unwiederbringlich verlieren, wird trotz allem – unerwartet
und sicher ganz anders – irgendwann wiederkommen.«
Zum einen zeigt es einmal mehr, wie sehr die Natur aufatmet und ganz anders entdeckt werden kann. Zum anderen ist es mein ganz persönliches Osterwunder in Zeiten von Corona. Nicht nur die unerwartete Hilfsbereitschaft eines Freundes war eine tolle Erfahrung, sondern die Symbolkraft dieser Geschichte gibt mir eine unumstößliche Hoffnung: Das Leben, so wie wir es bisher kannten, was wir scheinbar unwiederbringlich verlieren, wird trotz allem – unerwartet und sicher ganz anders – irgendwann wiederkommen. Darauf freue ich mich schon heute.
Mary Hallay-Witte