Neue Wege gehen

Neue Wege gehen

Uns wurde schnell klar: der sonntägliche Gottesdienst – nicht als Gewohnheit, sondern als Bedürfnis – fehlte uns. Vor dem Fernseher sitzen und eine Heilige Messe aus deutschen Landen uns zu Gemüte führen, war nicht unser Ding. Die Lösung spazierte zu uns ins Haus. Ein bekannter Pfarrer bot sich an mit meiner Frau und mir, den Gottesdienst in unserem Wohnzimmer zu feiern. Wir stimmten freudig zu, nicht ahnend, dass jeder folgende Gottesdienst mindestens zwei Stunden dauern würde. Aber ganz ehrlich: Mit dem Schlusssegen waren wir jedesmal erstaunt, dass „unsere eigene Messe“ bereits beendet war.

»Wir haben aus der Corona-Krise gelernt und durch
unser Glück, sonntags den Gottesdienst auf eine
andere Art feiern zu können, Kraft geschöpft.«

Als der Pfarrer sich an einem Wochenende in seiner Heimatstadt aufhielt, feierten wir den Gottesdienst mit weiteren „Kirchgängern“ per Telefonschaltung. Selbstredend, dass hierbei gesungen wurde. Jede Feier war für uns ein neues Erleben und Zusammensein mit Gott. So schwülstig es klingen mag. Doch das ist unser Empfinden. Wie anders war doch der Gottesdienst mit drei Priestern am Altar vor fast leeren Bänken – ohne Orgel und Gesang. Und doch, Urlaub vom Kirchgang? Nein! Wir haben aus der Corona-Krise gelernt und durch unser Glück, sonntags den Gottesdienst auf eine andere Art feiern zu können, Kraft geschöpft. Unser Glauben wurde gestärkt. 

Hiltrud und Günter Thye, Flensburg