Was macht man eigentlich als Kirchenmusikerin, wenn auf einmal fast alle Termine abgesagt werden? Und das in einer Zeit in der man normalerweise mehr arbeitet als sonst? Ich hatte einerseits Zeit, Liegengebliebenes aufzuarbeiten, Überstunden abzubauen und in Ruhe Orgel zu üben. Andererseits muss ich mir natürlich Gedanken machen, wie die Arbeit in Zukunft weitergehen soll – in dieser momentanen, unklaren Lage eine schwierige Aufgabe!
Einiges lässt sich sicher mit den heutigen modernen Medien auffangen – so haben wir per Videokonferenz gemeinsam Gottesdienste gefeiert und können über Mail und Telefon in Kontakt bleiben. Manche Kollegen haben ihre Chöre virtuell zusammengerufen. (Jeder singt zu Hause seine Stimme ein, hinterher wird es in einem Video zusammengesetzt – bei YouTube in allen Varianten zu finden). Aber wie lange kann man auf diese Weise die Lücke überbrücken?
Wenn auch Gottesdienste mit einigen Auflagen inzwischen wieder stattfinden, so sind wir doch weit von der kirchenmusikalischen Normalität entfernt – es sind sonntags max. 5 Musiker (Stand 18.5.) pro Gottesdienst zugelassen, sofern große Abstände eingehalten werden, was in unseren Kirchen zum Teil nicht zu realisieren ist. An reguläre Chorproben ist wahrscheinlich noch länger nicht zu denken – und synchrones Proben und Musizieren funktioniert aufgrund der Verzögerung der Tonübertragung nicht per Videokonferenz.
Gleichzeitig stehe ich vor der Herausforderung viel mehr Gottesdienste – da wir die Anzahl der Gottesdienste wegen des Abstandsgebots erhöht haben – mit Musik versorgen zu müssen, kurzfristig Orgelandachten vorzubereiten und für die Open-Air-Gottesdienste Musik für ungewöhnliche Instrumentalbesetzungen einigermaßen liturgisch passend zusammenzustellen und zu arrangieren. Denn wo finde ich eine Choralbearbeitung über ein Gloria-Lied für Akkordeon, Querflöte und Posaune?
»Daraus entstand die Idee, einmal verschiedene
Gemeindemitglieder zu Wort kommen und von
ihrem Lieblingslied erzählen zu lassen.«
Solange der Gemeindegesang im Gottesdienst nicht möglich ist, üben wir natürlich auch kein neues Monatslied ein, was sonst regelmäßig bei den Schweriner Gemeinden auf dem Programm stand. Daraus entstand die Idee, einmal verschiedene Gemeindemitglieder zu Wort kommen und von ihrem Lieblingslied erzählen zu lassen. Nicht verwunderlich ist, dass in der momentanen Lage vor allem tröstliche Lieder ganz oben auf der Hitliste stehen. Erstaunlich finde ich allerdings, dass viele in dieser Situation eher traditionelle Lieder und weniger moderne Lieder ausgewählt haben. Insgesamt kamen sehr unterschiedliche Lieblingslieder zusammen, nur zwei, nämlich Nummer 318 im Gotteslob „Christ ist erstanden“ und Nummer 424 „Wer nur den lieben Gott läßt walten“ wurden doppelt genannt. Wenn Sie möchten, schreiben Sie doch gerne auch etwas zu Ihrem Lieblingslied – auf der unserer Internetseite ist noch viel Platz: https://pfarrei-sankt-anna.de/cms/Gemeindeleben/Kirchenmusik/Liederplan.php
Franziska Hevicke