Im Februar hatte ich eine Fuß-OP und war somit gezwungen, zu Hause zu bleiben, um den Fuß viel hochzulegen. Ich hatte viele Schmerzen, doch keiner konnte mich besuchen kommen. Ich war noch nie ein Mensch, der mit sich was anfangen konnte. Ich fing an tagsüber zu lesen, was ich sonst nur abends kurz im Bett machte. Und plötzlich fand ich Gefallen daran und las sogar mehrere Bücher! Ich war sehr stolz auf mich!
Im April hatte ich Geburtstag. Dieser Tag ist für mich immer ein Stresstag gewesen. Es kamen ja auch immer viele Anrufe und man musste nebenbei noch Vorbereitungen für den Besuch treffen. Doch dieses Jahr konnte ich mir richtig Zeit nehmen für meine Gratulanten und es war so schön, mich mit ihnen ausführlich zu unterhalten. Ich merkte auch, dass ich mehr innere Ruhe und Gelassenheit hatte.
»Und plötzlich fand ich Gefallen daran und las sogar mehrere
Bücher! Ich war sehr stolz auf mich!«
Dann kam Ostern und ich bekam von der Gemeindereferentin eine Osterbox mit Osterkerze, Pfarrbrief und Palmzweig vorbeigebracht, worüber ich mich sehr gefreut habe. Am Anfang der Corona-Pandemie hat die Pfarrgemeinderatsvorsitzende eine WhatsApp Gruppe für die Gemeinde eingerichtet und jeder, der wollte, konnte beitreten. Zusätzlich kam jeden Abend um 18:00 Uhr ein Glockenläuten von der Kirche, dazu ein hübsches Foto, was täglich wechselte und das Angelus-Gebet. Es folgten täglich tolle Texte zum Nachdenken.
Inzwischen sind einige Wochen und Monate vergangen und mein Fuß ist gut geheilt. Ich habe für mich wieder das Nordic Walking entdeckt und walke jetzt jeden Morgen mit meinem Mann in aller Frühe hier im Kurgebiet. Es macht wieder richtig Spaß. Was mich nur traurig stimmte, dass wir meine Mutter nicht besuchen konnten. Aber das werden wir jetzt bald nachholen!
Dorothee Schmidt, Bad Bramstedt